„Green Building“
Das Konzept des nachhaltigen Bauens („Green Building“) gewann in den 1990er-Jahren weltweit an Bedeutung. Im Jahr 1993 gründeten Rick Fedrizzi, David Gottfried und Mike Italiano den ersten Green Building Council der Vereinigten Staaten (US Green Building Council – USGBC), der eine zentrale Rolle bei der Entwicklung des LEED-Zertifizierungssystems spielte. Mit der zunehmenden globalen Aufmerksamkeit für nachhaltige Bauprinzipien wurde im Jahr 2002 der World Green Building Council (WorldGBC) ins Leben gerufen, um nationale Green Building Councils weltweit zu vernetzen.
Green Building Councils (GBCs) sind Organisationen, die sich für umweltfreundliche Baupraktiken einsetzen. Zu ihren Aufgaben gehören die Förderung und Unterstützung von grünen Zertifizierungssystemen, die Organisation von Fachfortbildungen sowie die Mitgestaltung von Bauvorschriften. Darüber hinaus betreiben sie Forschung, fördern Innovationen und tragen dazu bei, nachhaltige Finanzierungsmodelle für den Bausektor zugänglicher zu machen.
In Ungarn übernimmt diese Aufgabe der Hungarian Green Building Council (HuGBC), der 2009 gegründet wurde. Als gemeinnützige Organisation von öffentlichem Interesse setzt sich der HuGBC dafür ein, nachhaltige Baupraktiken zu fördern und die Einführung von grünen Zertifizierungssystemen im Land voranzutreiben. In Ungarn sind mehrere international anerkannte Zertifizierungssysteme verfügbar, darunter BREEAM, LEED, DGNB und WELL, die sowohl bei Neubau- als auch Sanierungsprojekten eine zunehmend wichtige Rolle spielen.

Was bedeutet eine Green-Building-Zertifizierung?
Green-Building-Zertifizierungssysteme sind unabhängige Bewertungsrahmen, die Gebäude hinsichtlich ihrer Umweltleistung, Energieeffizienz und nachhaltigen Baupraktiken analysieren und zertifizieren. Diese Zertifizierungen stellen sicher, dass Gebäude bestimmte Kriterien in Bezug auf Ressourcenschonung, Innenraumluftqualität, CO₂-Bilanz und ökologische Auswirkungen über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg – von der Planung und dem Bau bis hin zum Betrieb – erfüllen.
Green-Building-Zertifizierungssysteme sind eng mit den Nachhaltigkeits- und Klimazielen der Europäischen Union verknüpft, insbesondere in den Bereichen Gebäudeenergieeffizienz und CO₂-Reduktion.
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Der Europäische Green Deal, die Energieeffizienzrichtlinie (EED) und die Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) schreiben vor, dass alle Neubauten bis 2030 als Null-Emissions-Gebäude (ZEB) errichtet werden müssen. Das bedeutet, dass sie hoch energieeffizient und frei von fossilen Brennstoffen sein müssen.
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Die EU-Taxonomie, der Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft und die Renovation-Wave-Strategie fördern nachhaltige Investitionen, die Reduzierung von Bauabfällen sowie die Beschleunigung der Gebäudesanierung, um den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Bauwirtschaft zu unterstützen.

Warum sind Green-Building-Zertifizierungen wichtig?
Das Wachstum der Urbanisierung stellt Städte weltweit vor immer größere Herausforderungen. Die rapide zunehmende Bevölkerung in urbanen Gebieten führt zu einem steigenden Energieverbrauch, erhöhten CO₂-Emissionen und einer intensiveren Nutzung natürlicher Ressourcen. Laut Prognosen der Vereinten Nationen werden bis 2050 rund 68 % der Weltbevölkerung in Städten leben, was die Nachhaltigkeit der gebauten Umwelt erheblich beeinflusst.
Da Städte für 75 % des weltweiten Energieverbrauchs und 70 % der CO₂-Emissionen verantwortlich sind, ist es entscheidend, dass sowohl Neubauten als auch Bestandsgebäude energieeffizient und nachhaltig betrieben werden. Green-Building-Zertifizierungen wie LEED, BREEAM und DGNB unterstützen diesen Wandel, indem sie klare Vorgaben zur Reduzierung des Energieverbrauchs, Integration erneuerbarer Energien und Verwendung nachhaltiger Baumaterialien bieten.
Neben der Verbesserung der Energieeffizienz tragen zertifizierte Gebäude zur Minderung des städtischen Wärmeinseleffekts bei – beispielsweise durch begrünte Dächer, natürliche Belüftungssysteme und passive Kühltechnologien. Diese Innovationen senken nicht nur den ökologischen Fußabdruck von Gebäuden, sondern schaffen auch lebenswertere, gesündere und nachhaltigere urbane Räume.
Der globale Markt für nachhaltiges Bauen wurde 2023 auf 482,68 Milliarden Euro geschätzt und soll bis 2034 auf 1.284,24 Milliarden Euro anwachsen – mit einer jährlichen Wachstumsrate von 9,3 % (Precedence Research, 2024). Europa hatte 2023 einen Marktanteil von 39 % (188,30 Milliarden Euro), der bis 2033 auf 500,67 Milliarden Euro steigen soll, was einer jährlichen Wachstumsrate von 10 % entspricht.
Durch die zunehmenden regulatorischen Anforderungen und finanziellen Anreize bieten zertifizierte Gebäude eine attraktive Investitionsmöglichkeit im Markt für nachhaltige Immobilien. Ihr wachsender wirtschaftlicher und ökologischer Wert macht sie zu einer Schlüssellösung für die Transformation der Bauindustrie in Richtung Klimaneutralität.

Relevante Green-Building-Zertifizierungssysteme
Green-Building-Zertifizierungssysteme bieten strukturierte Bewertungsrahmen, um die Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit von Gebäuden zu messen und zu optimieren. Während LEED, BREEAM, DGNB und HQE gemeinsame Ziele zur Verbesserung der Gebäudeperformance verfolgen, unterscheiden sie sich in ihren Bewertungskriterien, Methoden und regionalen Anpassungen zur Bewältigung von Klimaherausforderungen, Ressourceneffizienz und dem Wohlbefinden der Nutzer.
1. BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method)
- Entwickelt 1990 vom Building Research Establishment (BRE) im Vereinigten Königreich, ist BREEAM eines der am weitesten verbreiteten Nachhaltigkeitsbewertungssysteme für Stadtplanung, Infrastruktur und Gebäude.
- Bewertet werden unter anderem Energieeffizienz, Wasserverbrauch, Gesundheit & Wohlbefinden, Umweltverschmutzung, Verkehrsanbindung, Materialien, Abfallmanagement und Ökologie.
- Mit über 540.000 zertifizierten Gebäuden in 89 Ländern hat BREEAM eine besonders starke Präsenz in Europa und wird häufig in Stadtentwicklungsprojekten und groß angelegten Bauvorhaben eingesetzt.
2. LEED (Leadership in Energy and Environmental Design)
- Entwickelt 1998 vom U.S. Green Building Council (USGBC), ist LEED das weltweit bekannteste Zertifizierungssystem für nachhaltiges Bauen.
- Die Bewertung erfolgt in Kategorien wie nachhaltige Standorte, Wassereffizienz, Energie & Atmosphäre, Materialien & Ressourcen, Innenraumqualität und Innovation.
- LEED ist in über 180 Ländern mit mehr als 100.000 zertifizierten Projekten vertreten und hat eine besonders starke Verbreitung in Nordamerika, dem Nahen Osten und Asien.
3. DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen)
- 2007 von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) gegründet, legt dieses Zertifizierungssystem besonderen Wert auf Lebenszyklus-Nachhaltigkeit und eine ganzheitliche Gebäudeperformance.
- DGNB bewertet Gebäude in den Kategorien ökologische, ökonomische und soziokulturelle Qualität sowie nach technischer Qualität, Prozessqualität und Standortqualität.
- Mit über 8.000 zertifizierten Projekten, hauptsächlich in Deutschland und Europa, ist DGNB für seine strikte Lebenszyklusanalyse und seinen Fokus auf Energieeffizienz bekannt.
4. HQE (Haute Qualité Environnementale)
- Entwickelt 1996 von der Französischen Vereinigung für hohe Umweltqualität (AFNOR), konzentriert sich HQE auf Umweltleistung und Nutzerwohlbefinden.
- Die Bewertung erfolgt anhand von Kriterien wie Energieeffizienz, Umweltwirkung, Gesundheit & Komfort sowie nachhaltiges Management.
- HQE ist vor allem in Frankreich und französischsprachigen Regionen verbreitet und umfasst über 200.000 zertifizierte Projekte.
Welches Zertifizierungssystem ist das beste?
Die Wahl des besten Green-Building-Zertifizierungssystems hängt von verschiedenen Faktoren wie geografischer Lage, Projekttyp und Nachhaltigkeitszielen ab. Jedes System hat seine eigenen Stärken:
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Für Projekte, die eine weltweit anerkannte Zertifizierung anstreben, sind LEED und BREEAM die am weitesten verbreiteten Systeme. Sie bieten umfassende Nachhaltigkeitsbewertungen, die für verschiedene Gebäudetypen und Regionen anwendbar sind.
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Falls der Fokus auf einer detaillierten Lebenszyklusbewertung und einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie liegt, ist DGNB die beste Wahl. Es integriert ökonomische, ökologische und soziale Faktoren, um langfristige Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz sicherzustellen.
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Für Projekte in Frankreich und französischsprachigen Ländern ist HQE die relevanteste Zertifizierung, da sie auf lokale Vorschriften und Nachhaltigkeitsprioritäten abgestimmt ist. Sie wird häufig für Wohn- und Gewerbegebäude genutzt.
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Wenn das Wohlbefinden der Nutzer im Vordergrund steht, bieten HQE und DGNB die detailliertesten Bewertungen. Sie legen besonderen Wert auf thermischen Komfort, natürliche Belüftung und die Qualität der Innenraumluft.
Es gibt nicht „das eine beste“ Zertifizierungssystem – die optimale Wahl hängt vom jeweiligen Projektstandort, Gebäudetyp und den Nachhaltigkeitsanforderungen ab.
Herausforderungen
Der Erwerb einer Green-Building-Zertifizierung kann mit Herausforderungen verbunden sein, insbesondere durch höhere Anfangskosten. Der Zertifizierungsprozess umfasst Registrierungsgebühren, Beratungsdienstleistungen und unabhängige Prüfungen, was zu einem erhöhten finanziellen Aufwand führen kann – allerdings amortisieren sich diese Investitionen langfristig durch geringere Betriebskosten und eine höhere Gebäudequalität.
Einige Zertifizierungssysteme bewerten lediglich den Zustand des Gebäudes zum Zeitpunkt der Fertigstellung, ohne die langfristige Betriebseffizienz zu berücksichtigen. Daher ist es wichtig, ein System zu wählen, das auch die Betriebsleistung und Energieeffizienz überwacht – beispielsweise WELL oder BREEAM In-Use.
Zudem besteht die Gefahr des „Punkte-Sammelns“ („Point Chasing“), bei dem Projekte unnötige Investitionen tätigen, nur um die höchstmögliche Zertifizierung zu erreichen, ohne dass diese Maßnahmen einen echten Mehrwert für das Gebäude bringen. Daher ist es essenziell, zu prüfen, ob die Zertifizierung tatsächlich zur nachhaltigen Qualität und Funktionalität des Gebäudes beiträgt.

Warum sollte Ihr Gebäude eine Green-Building-Zertifizierung erhalten?
1. Engagement für Nachhaltigkeit
- Eine Green-Building-Zertifizierung bestätigt, dass Ihr Gebäude nicht nur umweltfreundlich ist, sondern auch offiziell als nachhaltig anerkannt wird.
- Diese Auszeichnung steigert die Attraktivität auf dem Markt, verbessert das Image des Gebäudes und verschafft Ihnen einen Wettbewerbsvorteil.
2. Steuerliche Vorteile und finanzielle Förderung
- In Ungarn und der gesamten EU gibt es zahlreiche finanzielle Anreize und vergünstigte Kreditoptionen für energieeffiziente Gebäude.
- In bestimmten Fällen können Grundsteuer- oder Gebäudesteuerermäßigungen gewährt werden.
- Das Green Capital Requirement Discount Program der Ungarischen Nationalbank (MNB) ermöglicht es Finanzinstituten, vergünstigte Kredite für den Bau, Kauf oder die Sanierung energieeffizienter Wohngebäude anzubieten (MNB, 2023).
3. Höherer Immobilienwert und schnellere Vermarktung
- Laut einer Studie des World Green Building Council werden nachhaltige Gebäude 5–30 % teurer verkauft, und ihre Mieterlöse können bis zu 17,3 % höher ausfallen.
- Nachhaltige Immobilien lassen sich zudem schneller verkaufen oder vermieten, da sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen verstärkt auf energieeffiziente und umweltfreundliche Lösungen setzen.
4. Unabhängige Überprüfung und Transparenz
- Der Zertifizierungsprozess beinhaltet eine unabhängige Expertenbewertung der Gebäudeplanung und -konstruktion, um sicherzustellen, dass die Nachhaltigkeitsprinzipien eingehalten werden.
- Diese fachliche Validierung schafft Vertrauen und Glaubwürdigkeit bei Käufern und Mietern.
5. Objektive und messbare Ergebnisse
- Für die Zertifizierung müssen Gebäude genaue Daten zu Energieverbrauch, Wasserverbrauch und Materialherkunft vorlegen.
- Dies gewährleistet nicht nur die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards, sondern ermöglicht auch langfristige Einsparungen bei den Betriebskosten.

Wie kann Equinox Sie unterstützen?
Equinox bietet umfassende Fachberatung im gesamten Green-Building-Zertifizierungsprozess, um sicherzustellen, dass Ihr Projekt höchste Nachhaltigkeitsstandards erfüllt, kosteneffizient bleibt und seinen langfristigen Wert maximiert.
1. Zertifizierungsstrategie & Machbarkeitsanalyse
Wir analysieren Ihre Projektziele, Ihr Budget und Ihre Nachhaltigkeitsprioritäten, um das am besten geeignete Zertifizierungssystem zu empfehlen (LEED, BREEAM, DGNB, HQE).
2. Einhaltung von Vorschriften & finanzielle Vorteile
Unser Team hilft Ihnen, sich in den lokalen und EU-weiten Vorschriften zurechtzufinden, um steuerliche Anreize, grüne Finanzierungen und Nachhaltigkeitsförderungen optimal zu nutzen.
3. Technische Unterstützung & Dokumentation
Wir übernehmen die Energieanalyse, Materialauswahl und Umweltleistungsüberwachung, um sicherzustellen, dass Ihr Projekt alle Zertifizierungsanforderungen erfüllt.
4. Optimierung & Kosteneffizienz
Durch den gezielten Einsatz von nachhaltigen Maßnahmen mit hoher Wirkung helfen wir Ihnen, eine hohe Zertifizierungsbewertung zu erreichen, ohne unnötige Kosten zu verursachen.
5. Koordination mit Zertifizierungsstellen & Audit-Unterstützung
Wir arbeiten eng mit Zertifizierungsorganisationen, Auditoren und Nachhaltigkeitsexperten zusammen, um den gesamten Prozess zu vereinfachen.
6. Fortlaufende Zertifizierung & Monitoring
Für betriebsorientierte Zertifizierungen wie BREEAM In-Use oder WELL unterstützen wir Sie bei der kontinuierlichen Überwachung der Gebäudeperformance und Re-Zertifizierung.
Mit Equinox haben Sie einen verlässlichen Partner an Ihrer Seite, der Sie durch den Zertifizierungsprozess führt, finanzielle Vorteile sichert und den Marktwert Ihres Projekts steigert.
Kontaktieren Sie uns für eine persönliche Beratung!
Wir unterstützen Sie gerne bei Ihrem nachhaltigen Bauprojekt
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Zitierte und weitere Literatur
Fachpolitiken
- Ein Europäischer Green Deal. Europäische Kommission (2019).
- Ein neuer Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft für ein saubereres und wettbewerbsfähigeres Europa. Europäische Kommission (2020).
- Eine Renovierungswelle für Europa – Ökologisierung unserer Gebäude, Schaffung von Arbeitsplätzen, Verbesserung des Lebens. Europäische Kommission (2020).
- Verordnung (EU) 2020/852 zur Schaffung eines Rahmens zur Erleichterung nachhaltiger Investitionen und zur Änderung der Verordnung (EU) 2019/2088. Europäisches Parlament & Rat (2020).
- Richtlinie (EU) 2018/2002 zur Änderung der Richtlinie 2012/27/EU über Energieeffizienz. Europäisches Parlament & Rat (2018).
- Richtlinie (EU) 2018/844 zur Änderung der Richtlinie 2010/31/EU über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden und der Richtlinie 2012/27/EU über Energieeffizienz. Europäisches Parlament & Rat (2018).
Bücher
- Kibert, C. J. (2016). Sustainable Construction: Green Building Design and Delivery (4. Auflage). Wiley.
Artikel
- Carlucci, S., Pagliano, L. & Pietrobon, M. (2013). Analyse von 85 Green Buildings im Rahmen des GreenBuildingplus-Projekts: Eine Grundlage zur Unterstützung energieeffizienter Investitionen. Advanced Materials Research, 689, 49–53.
- Magyar Nemzeti Bank (MNB). (2023). Tájékoztató lakáscélú zöld tőke kedvezmény.
- Precedence Research. (2024). Green Buildings Marktgröße, Marktanteil, Trends und Wachstumsanalyse 2024–2034.